Kathrin Röggla – A.L. Kennedy
6. Juli 2016 – Brief nach Glasgow versendet (Röggla an Kennedy)
Liebe A.L. Kennedy,
Ist es möglich, Ihnen neben einem Fußballspiel einen Brief zu schreiben? Ich versuche es nämlich gerade. Es ist Viertelfinale, Europa fiebert, heißt es, Polen gegen Portugal, das reimt sich wenigstens, zumindest verkehrt herum gedacht, weil sich doch auch sonst in Europa nur auf diese Weise etwas reimt. Ja, es sind auch Fußballereignisse, die seit einiger Zeit in meinem Leben stattfinden, das fußballfrei begann, (weil ich aus Österreich stamme, kein wirkliches Fußballland). Public viewing ist in Berlin zumindest eine große Nummer, was heißt Nummer, es ist einfach Alltag in einer Stadt, die sich seiner Durch- und Durchtouristisierung nicht erwehren will und heiß auf ihre sozialen Momente ist. Zum Saufen und zum Drogenkonsum kommt man neuerdings nach Berlin, Easyjettourismus nannte man das anfangs, als man das, was da ankam, für Touristen aus den baltischen Republiken oder sonstwoher hielt, aber im Grunde praktizieren heute einfach alle, auch die Berliner, ihren Partytourismus. Dass Briten sich dem gerne anschließen, wurde mir allerdings erst verständlich, als ich vor ein paar Wochen auf einem Podium die Londoner Urbanistin Anna Minton traf, die einiges über „Security by Design“, social housing und CCTV erzählte und entsprechende Fotografien in ihren Vortrag einbaute. Die Frage nach der öffentlichen Sicherheit scheint zumindest England in einen Knast verwandelt zu haben, wovon wir in Berlin vermutlich noch ein klein wenig entfernt sind, weswegen man sich hier als Feiernder wohl „freier“ fühlen könnte. Ich gebe zu, reine Spekulation. Aber: Ist es mir möglich, Ihnen neben einem Fußballspiel einen Brief zu schreiben? Ich fühle mich dazu nahezu ermuntert, gerade, weil ich Ihren Erzählband auf den Knien habe, „Der letzte Schrei“ (vor zwei Jahren hier bei uns auf Deutsch erschienen), und es liegt eine wunderbare Mehrgleisigkeit darin (chapeau!), die sowohl die Katastrophe ankündigt, als auch den Fluchtweg gleichermaßen, ein Entkommen durch Simultaneität.
Für Europa brauchen wir die Katastrophe allerdings nicht mehr ankündigen, wir stehen vor dem Scherbenhaufen und schauen hinein als könnten wir noch etwas darin finden, (Mirakel, Mirakel), entdecken schon strategische Trümmer. Z.B. die Frage, welche Stadt nun London als größten Finanzschauplatz (dieser wunderbare Begriff!) ablösen könnte, reiht sich an jede Menge Nachfolgefragen (wer wird Camerons Nachfolger im EU-Rat? wer wird Camerons Nachfolger in der Regierung? Wer wird Camerons Nachfolger in xy?). Die Schurken verlassen die Bühne, ihre schwarze Anti-Europabühne, Farrage und Johnson, niemand weiß so wirklich weiter, die europäischen Buhrufe hallen in sämtlichen Presseschauen noch nach, und die einzige PR-Strategie ist, Steuerparadiese erneut aufzumachen, als wären sie nicht schon längst offen. Doch nur wenige kommen derzeit auf die Idee, ein neues Narrativ für Europa zu fordern, vielleicht ist es zu heikel geworden. Ist Ihnen das nicht auch passiert, dass man auf sogenannten Künstlerpodien die Teilnehmerinnen und Teilnehmer antrieb: „Wir müssen an einer europäischen Erzählung arbeiten!“? Ich fühlte mich jedes Mal sofort schlecht, es mir fiel dann immer gar nicht so viel ein zu dieser verlangten Instanteuropaerzählung, auch wenn ich aus tiefstem Herzen überzeugt davon bin, dass Europa die einzige Lösung ist und das einzig sinnvolle Projekt, das wir hier auf diesem Kontinent und auf dieser Insel betreiben könnten. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass politische Narrative mich immer etwas nervös machen, weil sie so wenig Nachdenkliches in sich tragen. Ich hielt es einfach für eine Verwechslung, eine Art fehlgeleitete Adressierung. Außerdem bin ich im Politischen bisher immer davon ausgegangen, man müsste weniger an den Narrativen, mehr an den Strukturen arbeiten, die ich für unzureichend befunden habe, aber jetzt, wo selbst diese Aufforderung zur erneuten Mythenbildung etwas hinter dem medialen Diskurs herzockelt, weil es offensichtlich ist, dass diese Arbeit längst so derart gründlich und flächendeckend von Rechtspopulisten übernommen wurde, sodass selbst die Vorstellung von Gegenerzählung im allgemeinen Furor verdampft, werde ich doch unruhig.
Europa erscheint nur noch als ein Zusammenhang an Ausstiegsphantasien (Sie sind Schottin, leben in England, das hat nun vermutlich eine verzweifelte Würze angenommen, eine Ausstiegsphantasie in der Ausstiegsphantasie), ein Parcours rechtspopulistischer Schauplätze, an denen die allzu durchschaubaren Rhetoriken zu hören sind: Europa sei einzig das Projekt der Eliten, die sich bereichern, es sei antidemokratisch, laufe in eine Islamisierung usw., sitzen wir Schriftsteller halbwegs fest. Es sind jetzt die anderen, die jetzt immer 100% Österreich, 100% Frankreich, 100% Italien sind, also so eigentlich und ebenso so eigentlich jede Wahl immer gewinnen, selbst wenn sie sie verlieren. Wir haben indess keine Wahl mehr. Natürlich kann man jetzt den Finger heben und diese Form des Elitenbashings oder diese Form des Gleichheitsversprechens (inmitten eines Ausschlussversprechens – „die da nicht, die da bleiben draußen!“) als perfide Strategie und Bauernfängerei beschreiben, aber ich bin noch immer in diesem merkwürdigen Zustand des Schocks, der alle Gesten mit Fragwürdigkeit versieht, ich habe irgendwie den Faden verloren, das Verständnis, was mit diesen Leuten los ist, die z.B. in Österreich Hofer und seine FPÖ wählen, auch wenn ich weiß: Dieser Boden wurde vorbereitet, das kommt ja nicht alles aus dem Nichts.
Vielleicht bin ich selbst eine politisch zu fragwürdige Person, windelweich gewaschen durch eine Sozialdemokratie, die sich seit Jahrzehnten nach und nach vertschüsst in einen fake Humanismus einer schwindenden Mittelschicht und eine seltsam neoliberale Agenda (Tony Blair und Gerhard Schröder reichen sich die Hand und gucken kurz in die Kamera, bis diese nachgibt und widerwillig ein Bild produziert). Und vielleicht kann man neben einem Fußballspiel anscheinend doch keine Briefe schreiben, zumindest scheinen sie sich mit Platitüden anzureichern, die ich im Moment eben nicht auf den Moderator schieben kann…. meiner Erinnerung nach, denn schon ist das Spiel zu Ende, und ich sitze immer noch an dem Brief, wir haben auch schon so etwas wie ein Halbfinale vor uns, Deutschland gegen Frankreich, ein Klassiker, und mittlerweile ist auch entschieden, dass ich aus einem Land komme, dass unter Beaufsichtigung der OSZE nun Präsidentschaftswahlen wiederholen muss aufgrund angeblicher Unregelmäßigkeiten (die Hauptunregelmäßigkeit war, dass der Kontrahent des FPÖ-Kandidaten knapp die Wahl gewann, was ja bekanntermaßen nicht sein kann – schließlich ist die FPÖ 100% Österreich, und der Kandidat würde ja so gerne „auf unser schönes Österreich aufpassen“), solcherlei Entscheidungen fallen stündlich. Es liegt Geschwindigkeit in der Sache, sozusagen.
Und doch frage ich mich, wie könnten unsere notwendig schnellen Reaktionen im Augenblick aussehen? Können Sie mir, die Sie als schlagfertig und resolut, als gewitzt und politisch scharfzüngig gelten, etwas auf die Sprünge helfen? Was ist jenseits von Protesten und Petitionen zu tun? Gilt es Arbeiten zu erstellen wie die vom „Zentrum für politische Schönheit“, medial kluger Agitprop im saftigen PR-Format?
Eben war ich Mitglied einer Jury für den Berliner Stückemarkt, der international ausgeschrieben war und uns besonders Stücke aus Großbritannien bescherte. Es waren Weltuntergangsstücke, Dystopien, wortgewaltige düstere Textmonster, die irgendwie unterhaltsam waren und doch bedrückend, und deren größter Unterschied zu den deutschen Theatertexten darin bestand, so eine Kategorie wie Gesellschaft überhaupt noch zu thematisieren. (In Deutschland war das nur bei Autoren mit dem sogenannten Migrationshintergrund der Fall, die genau diesen zum Thema machten). Ich mochte das, auch wenn es ein Genre war, etliches kam noch dazu aus der spoken-word-Ecke, und ich war beeindruckt, wie viel Text man in irrwitzig kurzer Zeit unterbringen konnte, das hatte Wucht (und Stillstand gleichzeitig), und doch fragte ich mich, was mit dem Land los ist. Man sagt, das ist unsere Zukunft, also Großbritannien ist unsere Zukunft. Thatcher war der Beginn, sie hat den Ton angegeben, jetzt zockeln wir hinterher und beenden den Prozess mit Merkel. Welche politische Phantasie kann sich da noch für diese Zukunft entzünden, die nicht sofort den Faden verliert? Und was hätte sie mit Literatur zu tun? Wie entkommt man der neoliberalen Propaganda, die jedes Plädoyer für ein pluralistisches und offenes Leben sofort ursurpiert? (Slavoj Žizek lässt grüßen) Oder ist das alles nicht notwendig, weil Literatur ohnehin ihre Differenzierungsarbeit macht?
Aber jetzt: Anpfiff Deutschland gegen Frankreich (und auf den Knien „Der letzte Schrei!“)!
Es grüßt Sie sehr herzlich und europäisch,
Ihre
Kathrin Röggla
P.S.: Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt, wir bräuchten eine andere Struktur, die demokratischer funktioniert, eine Stärkung des Parlaments, ansonsten landen wir schnell wieder in reinster Kleinstaaterei. Heute ziehe ich meinen Katalog der Kleinststaaterei heraus, den man auf Wikipedia finden kann: Fantasieländer, frei erfundene Staaten. Staaten, die man sich einfach so ausgedacht hat als Einzelperson oder als kleine Gruppe, weil man auf den Geschmack gekommen ist, eben auf die Idee. Zumindest ist die Gemeinschaft der Floristen auf die Idee gekommen, ein antikes Fürstentum in Italien zu errichten, Häuserlbauer einen Privatstaat auf einem Grenzland, in Berliner Kneipen gab es ausgerufene Republiken, in und rund um die Wiedervereinigung, es finden sich als Straßenfest versandete Dresdener Minisouveränitäten, Niemandsländer, Terra Nulla auf Flussinseln, Donau, Ruhr und co., aus Verfahrensfehlern entstandende Republiken auf dem Kreisverkehr, es gibt sogar ein Königreich Talossa in einem Schlafzimmer in Milwaukee, von einem 14-jährigen nach dem Tod der Mutter gegründet, andere haben an einem Königreich der dominanten Frauen in Tschechien gearbeitet – und voilà, da ist es: Other World Kingdom, und man kann dafür Eintrittskarten lösen. Alles Manifestationen politischer Direktfantasie. Temporäre Reiche, transitorische Staaten, der Einzel- wie Gruppenphantasie unterworfen, die immerhin nicht bereit sind, in eine größere, kollektivere umzuschlagen, und das ist schon was wert, nicht? Soviel zu politischen Narrativen, die möglicherweise nicht weit führen, zumindest auch nicht zu Währungsproblemen.
Brief nach Berlin versendet (Kennedy an Röggla)
Liebe europäische Kollegin,
aah … Fußball. Das ist ein ziemlich ernstes Thema. In Glasgow (wo ich viele Jahre gelebt habe) ließ sich die Konfessionsgrenze (katholisch/protestantisch) immer an den fußballerischen Sympathien ablesen: Celtic gegen Rangers, und wer sich nicht entscheiden oder nicht mitmachen wollte, war für Partick Thistle. Im besten Fall ist das ein harmloser Spaß unter Freunden – im schlimmsten Fall ein Vorwand für Brutalität, Einschüchterung, häusliche Gewalt und dergleichen. Protestantische Rangers-Anhänger stehen meist für eine ziemlich widerwärtige, gewalttätige, dem Weltreich nachtrauernde Britishness, die den Katholizismus immer noch als grässliche, fremdartige Bedrohung aus dem fernen Spanien Philipps II. betrachtet. Nicht gerade auf dem neusten Stand. Oder gerade doch, was die Furcht vor dem Anderen angeht … Katholiken hingegen unterstützen wahrscheinlich lieber Celtic und singen Lieder, die den Freiheitskampf der irischen Republik feiern oder gar die IRA. Die Kriege und Verletzungen, die dort zur Sprache kommen, reichen vielleicht Jahrhunderte zurück …
Andererseits ist Großbritannien insgesamt kaum auf dem neusten Stand – es darf immer noch kein Katholik den Thron besteigen. Womöglich würde das irgendwie die spanische Armada wiederbeleben, und wir würden von Geisterschiffen überwältigt … Und es ist noch gar nicht so lange her, dass britische Truppen Nordirland besetzt hielten, Menschen ohne Prozess inhaftierten und folterten und – wie seit dem Ende der Geheimhaltungsfrist offenkundig wird – auf beiden Seiten des Konflikts verdeckt an Gewalttaten beteiligt waren … Alles sehr elisabethanisch, aber eben wie im 16. Jahrhundert unter der Ersten. Aus irgendeinem Grund haben wir das ausgeblendet, ebenso wie andere Erbschaften des Empires. Seit den riesigen Demonstrationen gegen das Irak-Desaster hat sich das Militär sehr bemüht, unsere Gedanken so zu lenken, dass wir mehr Sympathie dafür hegen. Darum haben Fernsehsendungen das britische Weltreich als eine Einrichtung gefeiert, die allen Freude gemacht hat, niemand hat sich für die Sklaverei entschuldigt, für die Verschleppungen, die ersten Konzentrationslager der Welt, die Plünderung Kenias durch Soldaten, die gerade erst Nazi-Deutschland besiegt hatten … Und nun droht natürlich der Brexit und die vorherige Kampagne – mit ihren Träumen von Zeitreisen, einem bizarren Zugang zum Empire und seiner Beute – die Friedensvereinbarung in Nordirland im Blutvergießen einer neuen Generation zu ertränken. Die Briten unter uns, die auch Iren sind, können sich noch an die Zeit erinnern, als das Irische zugleich das Andere war – die Regeln bleiben die gleichen, die Gerüchte, Anwürfe, Anklagen wiederholen sich, egal, wer das Ziel ist. Doch irgendwann erkennen die Menschen: Wenn jede Welle von Neuankömmlingen wieder unseren »way of life« bedroht, wieso ist dieser way of life – die »Leitkultur« sozusagen – dann immer noch nicht untergegangen? Wie hat er überlebt? Wie können wir überhaupt wir und nicht rein sein, wenn man uns weismachen will, nur Reinheit könne »Wir« sein? Wie kann auch nur irgendein Bruchteil dieses alarmistischen Blödsinns irgendwen überzeugen, der nicht unter einer Kopfverletzung leidet?
Schottische Verfechter eines geeinten Großbritanniens geraten erneut durch die Unabhängigkeitsbewegung unter Druck, die – einzigartig in Europa – in Schottland ein linkes, progressives Projekt ist. Das Modell der Scottish National Party basiert auf Bürgerrechten in einem Land, das sich gegen Konzernrechte und kommerzielle Ausbeutung ausspricht. Wer schottischen Boden betritt und sich zugehörig erklärt, ist Schotte. Das reicht. Man wird eingemeindet. Es ist eine Fortsetzung der Highland-Tradition, alle willkommen zu heißen. (Und der zugrunde liegenden keltischen Tradition – die natürlich eigentlich aus dem Zweistromland stammt.) Ziemlich modern und optimistisch. Auch die schottische Regierung besteht aus Politikern und in der Praxis daher fehlerhaft, doch die Vorstellung, dass eine Premierministerin jedem Einwanderer einen Brief schreibt und ihm oder ihr mitteilt, es sei in Privileg, sie hier zu haben (genau das hat Nicola Sturgeon gerade getan – und auch an hier ansässige EU-Bürger hat sie geschrieben), ist beeindruckend. Die Segnungen der Einbürgerung greifen sofort, wenn man ins Land einreist, die Integration wird planvoll gefördert und fantasievoll propagiert – darum klappt sie auch ziemlich gut, verläuft meist glatt und positiv. Im Grunde ist die Auswahl verfügbarer Strategien breit und variabel. Und die haben wir angewandt – was im Grunde nichts ist. Während kommerzielle Meinungsmacher uns beharrlich aufgefordert haben, einander zu hassen, während IS und Trump und die Westboro Baptist Church und Nigel Farage uns ermuntert haben, einander zu hassen, während jede Schlagzeile weiteren Hass aufeinander schüren soll … Das ist ein Zeichen: Alles was wir tun, muss im Kern aus Liebe entstehen. Es muss praktische Liebesbeweise geben. Anstatt beispielsweise nur für uns selbst zu schreiben, schreiben wir für uns und die Liebe anderer. Wenn wir Figuren erschaffen, ist es nicht mehr bloß beruflich notwendig, sie echt und tief und wahr und »begehbar«, sodass man in sie hineinschlüpfen kann, wie es in der Wirklichkeit nie möglich ist – jetzt wird es eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Richtige, vollwertige Kunstausübung als einende, anspruchsvolle, lebendige Kraft – das ist jetzt kein Luxus mehr, für den wir uns entschuldigen müssen: wir können sie wieder als etwas betrachten, was Stalin nicht ohne Grund unterdrückte und besudelte, was Goebbels nicht ohne Grund unterdrückte und besudelte, was Pol Pot und Mao und dergleichen nicht ohne Grund … wir haben Macht. Wir können sie nutzen. Und wir haben Fantasie, Social Banking, Crowdfunding für Dinge wie das Fairphone, die Nutzung sozialer Medien zur Förderung von Freiheit und Transparenz … Es gibt so vieles, was man verwenden und woran man sich erfreuen kann. Ich glaube, wir erleben die letzten heftigen Zuckungen von Kräften, die wohl wissen, dass sie als im Grunde schwach und parasitisch entlarvt werden, die Aufforderung zu einem Mord-Selbstmord-Pakt, der wir nicht nachkommen müssen.
Interessante Zeiten, könnte man sagen.
Ich habe übrigens in letzter Zeit viel über Fußball nachgedacht, weil England mich mit all seinen Schmerzen und Unsicherheiten und Traumata umgibt, seit ich südwärts gezogen bin. Die englische Haltung der Nationalmannschaft gegenüber – übersteigerte Hoffnungen, Kriegsmetaphern, gewalttätige Fans, Verzweiflung, große Egos und Scheitern – das kommt einem alles so bekannt vor, wenn man in den 1970ern in Schottland aufgewachsen ist. Damals durchlitt Schottland eine Identitätskrise und fokussierte sich ebenfalls stark auf die Nationalmannschaft als eine Art Talisman. Es gab Gewalt, irre Hoffnungen, selbstverschuldete Niederlagen, Wut, Verunsicherung, animalische Verwirrung. Doch wir standen es durch und gewannen Selbstvertrauen und sind inzwischen keine Gefahr mehr für uns selbst und andere. Ich hoffe, dass auch England es so weit bringt.
Dass wir in den Brexit getaumelt sind, hat viele Menschen aufgeweckt, und inzwischen fällt es schwer, unsere Medien – vor allem unsere Zeitungen – und die herrschenden Eliten nicht mehr als Bedrohung für uns alle zu betrachten. England ist darauf dressiert, sich einzufügen und der Aristokratie nachzueifern oder sie zumindest zu unterstützen. (Es ist zum Beispiel vollkommen in Ordnung, dass der Staat die Kinder einer deutschen Einwandererfamilie mit griechischen Verbindungen durchfüttert, solange alle Beteiligten mindestens Herzöge sind … nicht so toll ist es allerdings, wenn unser way of life durch Flüchtlingskinder bedroht wird …) Viele wussten zwar, wie düster die Lage war, doch die Medien haben natürlich Einfluss und noch viel mehr Menschen im Griff. Am Ende dieser langen, hässlichen Tage sind die Menschen müde. Sie sind vollauf damit beschäftigt, den wahnsinnig belastenden und schädlichen Sparkurs zu überleben. Sie wollen nicht glauben, dass sie von den Menschen umgebracht werden, die sie selbst gewählt haben, oder dass eine demokratische Regierung sich wie eine Besatzungsmacht aufführt: die Bildung des Volkes unterdrückt, den öffentlichen Verkehr zum Erliegen bringt, widerwärtige Propaganda ausspuckt, Geld und Ressourcen außer Landes schafft, sich Staatsgelder aneignet … man muss sich an das Ausmaß der Korruption erst gewöhnen. Aber während das Possenspiel immer surrealer wird, wachen immer mehr Menschen auf.
Die Vorstellung, dass ein verschlagener, verantwortungsloser, rassistischer, narzisstischer Clown mit guten Medienkontakten sich als liebenswert exzentrischer Clown tarnen, das Land an der Nase herum- und aus der EU herausführen kann, nur damit er die Chance bekommt, für den Premierministerposten zu kandidieren, wäre noch vor zehn Jahren höchstens Stoff für ein Fernsehspiel gewesen. Und heute müssen wir Boris, die Witzfigur mit dem losen Mundwerk, als Außenminister ertragen. Er und seine Komplizen haben uns an den Rand einer ökonomischen Apokalypse manövriert. Gleichzeitig wird unser schon lange existierender Rassismus offenbar. Ja, es werden immer mehr Vorfälle gemeldet, aber der Hass ist nicht neu – er hatte sich nur versteckt, schamhaft das Haupt gesenkt. Der blindwütige Rassismus in den Medien Rupert Murdochs und den Reden unserer Politiker hat manche vom rechten Weg abgebracht, andere aber schlicht ermutigt. Und jetzt muss ich eine Sicherheitsnadel am Revers tragen, damit ich als Weiße auf andere Menschen, die mir auf der Straße begegnen könnten, nicht als Bedrohung wirke. Verrückt. Ich hoffe, das Chaos bei uns, die absolute Ignoranz in europäischer Geschichte und die folgende Strafe von Armut und Elend wird allen anderen Austrittskandidaten eine Lehre sein … Wir sind eine prä-genozidale Kultur. Wir sind das, was man kriegt, wenn die Rassisten und Isolationisten gewinnen. Wir sind das, was man kriegt, wenn die Lügen das öffentliche Klima so sehr vergiften, dass es kein Zurück gibt. Was man kriegt, wenn Freizeit bloß noch für billige Besäufnisse verwendet und jedes Wochenende ein Möchtegernurlaub in Verantwortungslosigkeit, ein Ventil für Frustrationen wird. Was passiert, wenn kein Wert je über den Wert des Geldes gestellt wird. Wenn sich Faschismus in feine Anzüge kleidet und über Adam Smith und Stellenabbau redet – aber dennoch militärische Gewalt mit industrieller Macht vereinen möchte, dennoch Bürger als Arbeitseinheiten oder als Nichts betrachtet.
Aber wie Sie schon sagen – überall tauchen neue Medien auf, und die normalerweise fügsame, stille und schläfrige englische Öffentlichkeit wacht auf und denkt darüber nach, wie sie gern leben würde. Uns wurde gezeigt, wie schlimm wir werden können – dass wir ein Land sein können, in dem eine höchst beliebte progressive Parlamentsabgeordnete wegen ihrer Ansichten umgebracht werden kann; dass weiße »christliche« Rechtsextreme ebenso hasserfüllt und hassenswert sein können wie dunkelhäutigere »islamische« Ideologen … Vielleicht lernen wir etwas aus dieser erzwungenen Erkenntnis. Und es ist gut möglich, dass wir die Ruhe und den Frieden vermissen, die wir zu haben glaubten, den Anstand und die Möglichkeiten, die sich allerdings ohnehin im Grunde nur auf die weiße Mittelschicht erstreckten … Vielleicht stehen wir kurz davor, bessere Zeiten für alle zu gewährleisten – wir wissen auf jeden Fall, dass wir uns zusammenschließen und den Status Quo kippen müssen, ehe er uns alle erdrückt – zuerst die Schwachen und Behinderten, die Nichtchristen, die ganz Jungen, die ganz Alten, die Armen, die Nicht-Weißen … Eins ist klar: Unsere Regierung vertritt lediglich die Interessen von etwa 200 oder 300 Leuten.
Aber viele von uns jubeln über die Nordsee dem FC St. Pauli zu und wollen nur zu gern diesem ganzen Wahnsinn entfliehen … Ein Hoch auf den Fußball als bloßes Spiel.
ALK
Aus dem Englischen von Ingo Herzke
17. August 2016 – Brief nach Glasgow versendet (Röggla an Kennedy)
Liebe A.L. Kennedy,
haben Sie vielen Dank für Ihren Brief, der vieles anspricht, was mich beschäftigt. Z. B. die Frage, seit wann wir Autorinnen eigentlich hauptsächlich Gleichzeitigkeitsbeauftragte sind? Zuständig dafür, die unterschiedlich wirksamen Zeitschichten in die sichtbare Gegenwart zu hieven, der Arbeit der Ungleichzeitigkeiten genügend Beachtung zu schenken, ihre politische Unwägbarkeiten zu verdeutlichen. Um Ihre Zustandsbeschreibung von GB aufzunehmen, dass dort so einiges nicht mehr up to date zu sein scheint, irgendwo in heilloser Geschichte zurückgeblieben, im Vorgestrigen versunken, katholisch-protestantische Gespensterkämpfe, die sich erhalten, was sich ebenso für Deutschland oder Österreich ausführen ließe, ob es das Gespenst der Inflation ist, das in zwanghafte Austerität führt, der Nationalsozialismus oder der Geist des ewig untergegangen K&K-Imperiums, der immer noch herumspukt. „Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen“, wäre hier frei nach William Faulkner anzumerken, wäre da nicht die Frage, warum sich deswegen ständig zwangsweise diese neue europäische Allianz der Rechtspopulisten, der Haudrauf-Chauvinismus und Gar-nicht-so-Retrofaschismus, der an so vielen Orten sein Haupt hebt, ergeben muss.
Mich wundert ja in Österreich und Deutschland sehr, dass er heute von einer Rhetorik der Gefühle begleitet wird, einer scheinbaren von rechts neu beanspruchten Sensibilität. Da werden schnell Opfer und Täter vertauscht wie man an jenem Transparent sehen konnte, das die neue grassrootartige, rechte Bewegung der „Identitären“ im Wiener Audimax (dem Ort des Wiener Aktionismus, Aushängeschild des österreichischen 68) während eines Flüchtlingstheaterprojekts entrollten: „Multikulti tötet“. Da wird ebenso schnell das sogenannt thymotische Gefühl beschworen, bzw. ein Patriotismus verletzt gesehen, die eigene Kultur für bedroht befunden etc., wie Sie ja auch schreiben, aber es ist doch diese gefühlige Verletztheitsrhetorik, die mich nervös macht, das Pochen auf den eigenen Opfercharakter. Auch gerade deswegen werde ich einer Rhetorik der Gefühle misstrauen, die sich nicht zu verbinden versteht mit ihrem Rahmen, d.h. mit ihren Widersprüchen. Dazu kommt ein öffentliches Nachdenken über das Territoriale in Deutschland wieder in Mode, der Philosoph Peter Sloterdijk hat sich in diesem Sinne im Frühjahr geäußert, quasi als Reaktion auf den praktizierten Humanismus in der Flüchtlingshilfe, Grenzschutzphantasien, die sich schnell verbinden lassen mit jener öffentlichen Gefühlsrhetorik. Und uuuups, plötzlich solle man die Neofaschisten verstehen, bzw. erst einmal den berühmten „kleinen Mann“. Aber ergibt nicht gerade die Einfühlung in die Falschen, das Mitleid mit Entscheidungsträgern, die etwas verbockt haben, für Sie einen schönen literarischen Ansatzpunkt? Was sind falsche Gefühle, so etwas wie Sentimentalität, Ressentiment, Weinerlichkeit?
In Charaktere einsteigen zu können, das ist ein tatsächlich ein so merkwürdiges wie bemerkenswertes Konzept unserer Arbeit, da haben Sie recht, selbst wenn ich für meinen Teil auch immer wieder aus ihnen aussteige. Das ist ja eine wüste Bewegung. Wie lange lassen wir jemanden einsteigen, wie weit? Wen behaupten wir, erzählen zu können, das ist ja gerade in einer jüngeren Autorinnengeneration immer wieder Thema. Empathie und Fiktion können sich ja auch widersprechen. Wüsste ich nicht, wie sehr Sie das ausloten, die Nähe und Distanz zu ihren Figuren, welche Bewegungen Sie da in ihren Texten aufmachen, wie Sie vorsichtige Figuren, leise, zaghafte gestalten, könnte ich Sie in diesem Punkt in ihrem letzten Brief falsch verstehen, aber vielleicht würde das auch mehr an der späten Nachtzeit liegen, in der ich ihn las und an den vielen kleinen Insekten, die um mich herum hier im europäischen Süden die alten Mauern rauf und runterkrabbeln, Tiere, die stets Vorzeitcharakter annehmen: Tausendfüßler, Skorpione, Asseln. Aber um Himmels willen: Was für eine politische Semantik ergibt denn das? Zu meiner Verteidigung möchte ich hinzufügen, ich betreibe zur Zeit das, was man heute slow tourism nennen würde, auf einer abgelegenen Insel im Retro-Kroatien, very slow tourism, vielleicht zu langsam (das Internet ist schon wieder eingebrochen, mein Brief wird zu spät kommen), aber immerhin entsteht der Gedanke, man sollte vielleicht als Autorin slow fiction machen oder very slow fiction. Aber was wäre das? David Foster Wallace oder Adalbert Stifter? Detailobsession oder Vielsprachigkeitsvergnügen? Genauigkeitsfiktion und Recherchefuror – an einer Sache dranbleiben? Als Gleichzeitigkeitsbeauftragte wissen wir ja, dass derzeit immer auch die unterschiedlichen Tempi simultan unterwegs sind, und gerade in Ihren Texten wird der Tempowechsel ja auch so gekonnt vorgeführt. Geht es also gar nicht so sehr um Langsamkeit, sondern vielmehr um die berühmte Arbeitsebene, auf die wir endlich kommen sollten? Ich meine jene Arbeitsebene, von der mir Simultandolmetscher politischer Konferenzen (während einer Recherche) erzählt haben, die im politischen Geschäft existieren soll, auf der sich ideologische Fragen nicht so krass bemerkbar machten. Auf der plötzlich alle eine Sprache sprechen würden und infolgedessen die Dolmetschdienste nicht gebraucht würden. Nein, Technokratie sei es nicht, wurde mir dann erzählt, sondern ein wirklich problembewusstes Arbeiten von politischen Fachkräften, das dann aber leider, leider von der nächsten machttechnisch darüberliegenden Ebene, die ideologisch und rein interessensbezogen fungiere, systematisch konterkariert, unterlaufen und zerstört werde. Wir bekommen medial ja sowieso immer nur eine weitere vorgelagerte Ebene der politischen Rhetorik mit, die Simulation von Ideologie, Interessensvertretung, eine Rhetorik, die nach Wählerschaft fischt. Die Dolmetscherinnen erzählten mir diese Dinge in einer Weise, als wäre die Welt in Ordnung, könnte man auch nur eine der über diese Arbeitsebene darübergelagerten Ebenen ausschalten. Na, da wurde ich dann doch etwas misstrauisch … aber was wäre unsere Arbeitsebene? Also jetzt in diesem unserem Dialog? Bzw. können oder wollen Sie mir überhaupt noch folgen? Es ist vielleicht das typisch deutsche krude Zeug, das ich da äußere als angelernte Deutsche … (übrigens habe ich als Österreicherin in Deutschland lange mit diesem Ausländerstatus gespielt, der wahre Luxus der Migration, wenn man das thematisieren DARF, ohne gleich als Mensch mit Integrationsproblem bezeichnet zu werden, also wenn man Distanzen spüren darf.)
Hmmm, also, die Rhetorik macht mir wirklich Sorge. Alarmismus, Katastrophenstimmung etc. Wie können wir inmitten dieser Stimmung einen Dialog finden, alleine wir zwei, einen Dialog, der unserem europäischen Kollegentum gerecht wird und doch herausfindet aus diesem Sog. (By the way – das hat mich ja prompt erstaunt, so von Ihnen angesprochen zu werden: als europäische Kollegin. Beinahe zu groß schien es mir, was ja auch schon Bände spricht…) Aber wie kommen wir aus dem raus, was man im Deutschen wie im Englischen wohl „preaching to the own crowd“ nennt (wobei dies im Deutschen, wo jede Menge Pseudo-Englisch gesprochen wird, ebenfalls eine klitzekleine elitistische Markierung beinhaltet. Wir haben ein zweites Englisch parat, das uns irgendwie Weltläufigkeit und Bildung zu verschaffen scheint).
Und wie finden wir zu gemeinsamen Diagnosen ohne in den Sog der Superlative zu geraten? Sie haben es schon so pointiert ausgedrückt, so sehr auf den Punkt gebracht, das Prä-Genozid-Land in die öffentliche Erinnerung gerufen, das wir längst sind, und auch die Gegenbewegung dazu aufgerufen, dass ich für einen Moment nicht weiterwusste, was ich dem noch hinzufügen sollte. Vielleicht die ordentliche Zivilgesellschaft, die sich in Deutschland im letzten Jahr gezeigt hat? Die neue politische Protest-Netz-Kultur mit all ihren Grenzen, all das Burnout, die Erschöpfung, denn die Zivilgesellschaft kann unmöglich alles Politische alleine schaffen wie jetzt immer gefordert.
Die politische Klasse ist ja auch mit Erdogan, Putin und Trump beschäftigt, die Europa umstehen und auf alles mit Autokratie antworten. Haben wir noch ein paar Strukturen in petto, die sowas in Europa verunmöglichen? Und gibt es etwas, das mehr ist, als Figuren wie Le Pen, Wilders, Hofer, Orban, etc. zu verhindern? Ja und nein, nicht? Ich wünschte zumindest, ich könnte eine ähnliche Geschichte von Österreich erzählen, wie Sie über Schottland, das klingt ja fantastisch, seeehr sympathisch. Ich wünschte, da wäre etwas von meiner Seite möglich, vielleicht aus der goldenen Kreisky-Zeit, die grandiosen und wirklich sozialdemokratischen Jahre, aber auf der anderen Seite waren Elfriede Jelinek und Thomas Bernhard schon damals die typischsten österreichischen Autoren, und das sagt vermutlich alles. Beide verweigern auf die eine oder andere Weise die allzu liebevolle Empathie in ihre Figuren, gehen recht grob um mit ihnen, nein, grob ist das falsche Wort, aber mit der dem gesellschaftlichen Rahmen entsprechenden Härte. Es ist die Kommunikation mit den Leserinnen und Lesern und mit sich selbst, die diese Härte hervorruft, und wegen dieser Kommunikation schreibe auch ich. Ich kann nicht nur zugewandt sein.
Doch letztendlich sind wir Gleichzeitigkeitsbeauftragte und sollten jetzt weitergraben. Zeitschichten hervorheben, die hintergründig instrumentalisiert werden, um den 200 Leuten weiterzuhelfen, die Sie erwähnen, 200 Leute, um die es in Wahrheit geht. Das sollte man doch zumindest zur Kenntlichkeit entstellen, nicht? Denn sichtbar ist es längst.
In dieser hintergründigen Arbeit gibt es übrigens auch eine weitere Merkwürdigkeit: Im selben Moment, in dem etwas aktuell wird, wird es schon gestrig. Während man sich neben mir im Radio darüber unterhält, warum die Intellektuellen in Deutschland so lange brauchen, auf die Situation in der Türkei zu reagieren, bemerke ich, wie auch diese Geschichte schon gestrig wird, während sie sich noch ereignet. Brexit war insofern auch schon gestern, obwohl er sich noch gar nicht ereignet hat. Griechenlandkrise war vorgestern, obwohl sie morgen erst so richtig losgeht. Wie sollen wir jemals mit der Gegenwart umgehen können, also auch literarisch, wenn sie ihre Aktualität vollends eingebüßt hat. Schwierig, eine künstlerische Veranstaltung zu einem Thema wie dem der „Flucht“ zu planen, wenn man gar nicht weiß, wo sich dieser ständig verschiebende Diskursrahmen dann wieder befinden wird. Das ständige Zerrieseln des Aktuellen, inwiefern beschäftigt Sie das? Kennen Sie das von Ihrem gegenwärtigen Schreibtisch? Welche literarische Gegen-Zeitreise haben Sie derzeit konkret zu Englands Brexittunnel vor?
Es grüßt Sie herzlich,
Ihre
Kathrin Röggla
P.S.: Vielleicht wäre ein Teil der Arbeitsebene auch eine Art statistische Arbeit, die den Alarmismus konterkariert, ohne zu verharmlosen: Etwa zu veranschaulichen, dass es wahrscheinlicher ist, in den USA von einem Kind irrtümlich erschossen zu werden (das wird dann immer noch dazugesagt, als könnte man von einem Kind unirrtümlich erschossen werden) als von einem Extremisten, Terroristen – you name it – natürlich nicht, ohne gleichzeitig deutlich zu machen, was für gefährliche Folgen der politische Extremismus hat, bzw. wo seine Arbeit tatsächlich stattfindet. Keine Banalisierung, aber eine Rahmenverschiebung – Ich fürchte, mir gelingt sowas nicht. Ich bin Alarmistin, vom Alarmismus total angefixt, und kann derzeit mit der uns umgebenden Kultur der Angst nur extrem umgehen.
8. November 2016 – Brief nach Berlin versendet (Kennedy an Röggla)
Wir sind in Großbritannien unglaublich selbstgefällig gewesen – wir haben angenommen, dass wir eine Bürgergesellschaft sind, weil wir eben so geboren sind. Nur Ausländer machen sich die Finger mit Tyrannei schmutzig und lassen sich dabei erwischen. Und einen unfassbaren Vertrauensvorschuss haben wir unseren Eliten gewährt, die jetzt womöglich den Ereignishorizont ihrer ungeheuren Dummheit erreicht haben. Ich würde meinen, Politiker waren schon immer auf den eigenen Vorteil bedacht, seelisch gestört und kurzsichtig, aber früher glichen wir das durch eine Beamtenschaft aus, die auf Fakten, Realitäten und Folgen in der richtigen Welt verweisen konnte. Je mehr unsere Politiker ihr Tun auf Glauben gründeten (was freundlich ausgedrückt ist; »Wahn« wäre wahrscheinlich besser), desto weniger haben sie auf Ratschläge gegeben oder auch nur dafür gesorgt, dass sie Rat bekamen. Das hat katastrophale Auswirkungen. Thatcher hat unsere Industriearbeiterschaft auf Sozialhilfe gesetzt und ganze Gemeinden zerstört – das sind jetzt verzweifelte Orte, Sozialwohnungen werden verscherbelt und nicht ersetzt, Arbeitsplätze gibt es nicht, jedenfalls keine menschenwürdigen … Und das wird jetzt Ausländern zur Last gelegt. Dabei ist es die Schuld unserer eigenen Regierungen der letzten drei Jahrzehnte. Blair hielt sich für einen Frieden bringenden Messias, hat den Nahen Osten in Stücke gehauen und Kriegsflüchtlinge in alle Welt getrieben – und jetzt beschuldigen wir die Opfer.
Ich glaube jedoch, die Auseinandersetzung hat eine solche Schärfe bekommen, weil es bald soweit ist, dass unsere Politiker tatsächlich ständig kurz vor der Enthüllung, vor der demokratischen Bloßstellung stehen – sie können ihre schmutzigen Geheimnisse nicht bewahren, ihre Skandale können innerhalb von Stunden oder Minuten eine dynamische Reaktion hervorrufen, das Internet kann wie nie zuvor weitreichende Solidarität erzeugen. Es sind Bestrebungen im Gange, das zu unterdrücken, doch ich glaube, der Geist ist aus der Flasche. Darum bestehen unsere politischen Führer darauf, wie Fürsten oder Prinzessinnen behandelt zu werden, obwohl wir doch wissen, dass sie Scharlatane und Schurken sind. Crowdfunding könnte den Einfluss der großen Parteispender untergraben, die sich politische Entscheidungen erkaufen … und Murdochs Giftküche ist jetzt so außer Kontrolle, dass er nur noch um Haaresbreite von einem mächtigen Backlash, dem Boykott seiner Anzeigenkunden und Medien entfernt ist …
Der üble Einfluss von Murdoch ist natürlich ein absolut negativer roter Faden der Zerstörung, der sich durch unsere letzten Jahrzehnte zieht – er kauft Politiker und ihre Geheimnisse, er tut ungestraft, was er will, er vergiftet den öffentlichen Diskurs. Er ganz allein hat jedes öffentliche Vertrauen in Journalismus und gute journalistische Praxis zerstört.
Ein politisches Ziel der Rechten ist immer gewesen, das Bildungssystem und die öffentliche Gesundheitsversorgung zu demontieren, die den Unterschichten soziale Mobilität ermöglicht. Arbeitsplätze sollten abwandern, und wir sollten in einer Dienstleistungsgesellschaft leben, was nichts anderes bedeutet, als dass ganze Generationen in Null-Stunden-Verträge gezwungen und ihnen im Handumdrehen alle noch übrigen Rechte genommen werden. Die Fortschritte, die nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht, und die Lehren, die aus ihm gezogen wurden, sind vergessen oder werden absichtlich verfälscht und unterdrückt. In Großbritannien nehmen wir also wieder an, dass wir immer eine Bürgergesellschaft sein werden, egal wie schlecht wir Menschen behandeln, und dass unsere Zeitungen so widerwärtig sein können, wie sie nur wollen, ohne dass das Folgen hat. Im Augenblick haben wir fast so etwas wie ein Rechtssystem, doch es gerät schon unter intensiven Druck. Das Gesetz kann immer noch Behinderte schützen, denen willkürlich Beihilfen gestrichen werden, es kann die Menschenrechte unterstreichen, kann eine zutiefst undemokratische Regierung in die Schranken weisen, kann sich dem Wahnsinn des Brexit widersetzen, also einer nicht verpflichtenden landesweiten Meinungsumfrage und etwa einem Drittel der Wähler, die unsere Wirtschaft ruinieren wollen. Die vage Hoffnung ist dabei, dass Großbritannien irgendwie in eine Zeit zurückkehren kann, als unsere Industrie den meisten anderen weltweit überlegen war und wir mit unseren industriell gefertigten Waffen weniger gut gerüstete Nationen besiegen und ausrauben konnten. Doch das ist nicht möglich. Dem liegt folgende Annahme zugrunde: So lange wir nur laut behaupten, dass wir das großartigste aller Völker und die beste aller Nationen sind, sind wir es auch irgendwie – falls niemand uns zu nahe kommen möchte, dessen Heim zu Schutt gebombt wurde, und solange unsere eigenen Bürger mehr als alle anderen EU-Bürger die Vorteile der Freizügigkeit und der freien Arbeitsplatzwahl in Europa nutzen. Doch bald werden wir auf einem traurigen Felsen gefangen sein und in der ganzen Welt nur noch sehr wenige Freunde haben. »Wir« werden bekommen, was »wir« nach »unserer« eigenen Aussage wollten, nämlich eine Intensivierung des Katastrophenkapitalismus, an dem unsere Katastrophenkapitalisten bisher schon verdient haben, durch Leerverkäufe von Pfund und britischen Aktien und Anteilen. In gewisser Weise könnten wir sogar gut für Europa sein – der übrige Kontinent könnte unsere Zerstörung, unser Elend beobachten und erkennen, welche Versprechen Hass und Fanatismus einlösen. Für uns wird es entsetzlich werden. Vielleicht können wir uns noch aus unserer Todesspirale herauswinden, doch es sind bösartige und widerwärtige Kräfte entfesselt worden, die bereits paramilitärische Formen angenommen haben.
Wir können nichts weiter tun als uns gegenseitig zu ermutigen und wir selbst zu sein und alle Differenzen zu überbrücken. Hätten wir alle eine gemeinsame Sprache – und die haben wir als Menschen, wir sind diese Sprache, unsere Schmerzen und Freuden sind fundamental, gehen tiefer als Worte – dann würde sie sofort fragmentiert und sich in unterschiedliche Sprachen aufspalten – wie es mit dem Lateinischen passiert ist, wie es gerade mit dem Englischen passiert. Ich glaube, wir müssen unsere Gehirne mit fremden Zungen trainieren. (Und das Schöne am Brexit für Europa wäre, dass ihr nicht mehr alles auf Englisch sagen und drucken müsstet, damit unsere verstockt dumme, monoglotte Kultur es versteht – dann müssten wir tatsächlich andere Sprachen lernen, um verhandeln zu können. Das würde uns gut tun.)
Ich schreibe diesen Brief vor dem Ausgang der US-Wahlen, in der Hoffnung, dass der Wahnsinn sich noch nicht zu weit ausgebreitet hat – dass wir nach dieser endgültigen Kapitulation vor dem Hass zumindest wieder ein wenig Boden gutmachen können. Ich könnte mich nicht zum Schreiben überwinden, wenn der Sieg an Trump ginge …
Brief nach Glasgow versendet (Röggla an Kennedy)
Liebe A. L.,
es war fein, Dich in Berlin zu treffen, einen echtes Gespräch in unseren Austausch zwischenzuschieben, was ja speziell für dieses Projekt wichtig ist. Vielleicht müssen wir uns einfach manchmal als wirkliche Personen gegenüberstehen und nicht einfach nur im Netz, vor allem wenn wir über Europa reden. Man sieht einfach, dass da wirklich jemand da draußen IST. (Obwohl ich den Worten „wirklich“ und „man“ nicht mehr traue.) Danke für Deinen Brief, den Du knapp vor der US-Wahl geschrieben hast, andere Zeiten, so scheint es mir. Hoffentlich geht es Dir gut und Du bist voller Energie, der wirklich schwierigen politischen Situation zu begegnen.
Wir haben seit Deinem letzten Brief lernen müssen, dass vieles möglich ist, was zumindest ich nicht erwartet habe, und ich könnte mir vorstellen, dass Du mit diesem Umstand auch schlecht zurechtkommst. Für mich war es ein merkwürdiges Erlebnis, mich überrascht zu fühlen. Man hätte es ja erwarten können, aber ich habe es nicht erwartet. Mich hat dieser Aufstieg des Rechtspopulismus sozusagen kalt erwischt, wider besseres Wissen, und ich fühle mich ebenso wider besseres Wissen erleichtert, dass Norbert Hofer nicht die österreichischen Präsidentschaftswahlen gewonnen hat. Es bedeutet schon etwas, aber nicht allzu viel. Genau diese Überraschung, dieses „wider besseres Wissen“ müsste dekonstruiert werden, weil es Teil des Spiels ist. Ich weiß das, aber kann mir auch nicht helfen. Vielleicht bin ich ja auch überrascht, gerade weil ich es wusste. Ich wollte mir nur nicht glauben. Das mag ein literarisches Gefühl sein, aber es gilt darüber hinaus daran zu arbeiten, weil es nun wirklich gefährlich ist.
Inzwischen haben sich die Rechtsextremen und die Linken in Italien gegen Renzi und die politische Klasse verbündet. Ja, es ist jetzt immer diese „politische Klasse“, die angeklagt ist. Sie habe versagt, oder etwas ist am ganzen System falsch, das mit Thatcher und Konsorten begonnen hat, real zu werden, bis wir heute beim Merkel’schen Austeritätsprogramm gelandet sind. Diese Austerität ist keine Lösung, denke ich, für Europa. So wird es auseinanderfallen. Aber, auf Währungsfragen bezogen, wäre es vielleicht sogar eine Möglichkeit.
Heute Morgen las ich Timothy Snyders 20 Vorschläge den Frieden und unfreien Zeiten zu retten in Lettre, was mich sehr befremdet hat. Schließlich erzählten mir die Vorschläge jede Menge über Politik, ohne politisch zu sein. Die Rede ist fast ausschließlich von Faschismus, als wäre Faschismus ein Problem der Gewalt und Dummheit alleine. Als würde es ausreichen, Institutionen zu verteidigen, faschistische Zeichen und Sprechweisen in der Öffentlichkeit zu löschen, und, am überraschendsten, die Aufforderung, Menschen zu treffen und mit ihnen in der Öffentlichkeit zu marschieren, die man nicht kennt. (Dann könnte ich ja gleich mit Faschisten marschieren.) Insofern finde ich es wichtiger, immer wieder zu betonen, wie der Grund des Hasses sozial hergestellt wird. Wir brauchen eine neue linke Bewegung, die sich auf ein Kollektiv bezieht, ähnlich dem, was Negri/Hardt vor einem Jahrzehnt als Multitude bezeichnet haben. Ach, ich weiß es nicht. Welche Form der Solidarität können wir bauen? Die Linke Partei in Deutschland beginnt sich auch schon wie eine neue Rechte zu verhalten und spricht deutsche Arbeiter an. Das ist derselbe Bezugsrahmen, aus dem Faschismus entsteht. Die Frage, ob die Rechtspopulisten wirklich Faschismus etablieren wollen oder damit nur auf Wählerfang gehen, beschäftigt mich – sie ist vermutlich müßig.
Wie Du in Deinem letzten Brief schreibst, ist die Krise hausgemacht. Grausam, weil wir die Opfer „unserer“ politischen Taktik erneut zu Opfern machen. Und die Murdochs dieser Welt beschleunigen und verbreiten die ganze Geschichte, infiltrieren das kollektive Bewusstsein. Letzte Woche erfuhr ich in Österreich etwas Merkwürdiges in Bezug auf die Mediensituation. Ich war dort auf einer kleinen Lesereise und traf einen alten Freund, Journalist des Falter, eine wöchentliche linksliberale Zeitung in Wien, der mir auf mein entsetztes Statement „Sie wählen einen Faschisten!“ nur ruhig geantwortet hat, dass es nicht mehr sinnvoll ist, diese antifaschistische Rhetorik zu benutzen, ganz einfach weil man keinen Blumentopf damit gewinnen kann. (Kennst Du das Sprichwort?) Die ganze Kommunikationssituation stecke in dieser Mechanik zwischen Faschisten vs. Antifaschisten fest, die beiden Gruppen würden sich nicht mehr zuhören (ähnlich der Situation in den USA, wo das System der Medienbubbles das ganze Land teilt). Und dann erzählte er mir, wie sein Kollege Florian Klenk, der von einem Hate-Poster im Internet mit Botschaften wie „Kann den wer anzünden, bitte!“ überzogen wurde, plötzlich von diesem einen Rückzieher erhielt, eine Art Entschuldigung, die dieser konterte: „Entschuldigung angenommen, aber nur, wenn wir uns treffen.“ Sie trafen sich und Herr Klenk schrieb eine Reportage über den Typen, in der festzustellen war, wie die Stereotypen eben nicht zutrafen. Über 100.000 Leser haben diesen Artikel im Netz gelesen, ungefähr 20 Mal so viele wie normalerweise Falter-Artikel im Netz lesen würden. Das zeigt mir, wie ein Teil der österreichischen Bevölkerung endlich diese verfahrene Kommunikationssituation überwinden möchte. Vielleicht hat Timothy Snyder doch recht: Wir müssen andere Leute treffen. Aber auf umsichtigere Weise, als er es vielleicht im Sinn hatte, und wir sollten die Geschichte dabei nicht vergessen. Dass wir uns auf eine neue Weise treffen, heißt nicht, dass wir uns noch nie getroffen haben, und dieses „wir“ ist auch heftig konstruiert. (Das hebe ich hervor, weil ich gerade einen interessanten Artikel zur Amnesie der Mittelklasse gelesen habe, die bewirkt, dass die sogenannte Flüchtlingskrise als neues Problem wahrgenommen wird, die ganze „Willkommenskultur“ ist von dieser Amnesie betroffen: Gutwillige Leute treffen „zum ersten Mal“ helfenderweise auf Flüchtlinge, würden aber niemals mit ihren arabischstämmigen Nachbarn sprechen oder verstehen, dass diese Deutsche wie sie sind.
Auf meinem Schreibtisch liegen also „Amnesie“, „falsche Überraschung“ etwas launig neben der Frage nach „Narzissmus und Empathie“ und „Humor als Waffe“ – um es kurz und bündig zu sagen: fragile Werkzeuge und Themen. Immer bereit, Risse zu bekommen, durch die dann ganz was anderes durchscheint. Ich werde versuchen, Strategien zu finden, obwohl ich jetzt schon weiß, es wird zu wenig sein. Und dass Kultur aus den Augen „der Ungesehenen“ anscheinend ein elitäres Projekt bleibt, nicht interessant für sie, ja nahezu feindlich. Manchmal kann man das ja drehen, wenn man Schüler, Kinder, alte Leute trifft, aber immer nur in kleinen Gruppen. Man kann Sozialarbeitern helfen, vielleicht indem man stereotype Rhetoriken in der Öffentlichkeit vermeidet. Ob ich das ausreichend kann – nicht einmal da bin ich sicher, es bleibt meine Baustelle. Erzähl mir mehr über Deine Pläne!
Herzlich,
Kathrin
Brief nach Glasgow versendet (Röggla an Kennedy)
Liebe A.L.,
ich bin absolut Deiner Meinung, dass die Menschen Informationen brauchen, die für sie nützlich sein können, aber ich bin nicht sicher, ob sie wirklich in einer realen Welt leben wollen… (Ich weiß auch nicht zu viel über diese „Leute“. Eine sehr vage Entität, die ich nicht messen, beschreiben, definieren kann.) Die wirkliche Welt ist z.B. in meiner Nachbarschaft, in den Schulen und kleinen Gewerben, Geschäften und bei den Obdachlosen, den Bars und sehr hippen Bars – der alte Getränkeladen hat geschlossen und wir haben nun „avantgarde drinks“ in Nordneukölln einen Augenblick lang, bis dieser Laden auch geschlossen wird, weil Mum und Dad nicht mehr Geld überweisen wegen der enormen Finanzkrise, auf die wir zusteuern. Die wirkliche Welt ist die juristische Frage, ob automatische Autos von Kunden zu programmieren sein sollen, wen sie im Falle eines Autounfalls eher überfahren wollen: Fremde oder Heimische. Es ist die Frage, wie ich in universitären Kreisen noch über Probleme sprechen kann, ohne als sexistisch oder rassistisch zu gelten. Die Idee dahinter ist nicht falsch, diese Idee der Rekonstruktion hegemonialer Strukturen durch die Sprache, also vermeiden wir, sie zu verwenden, und manchmal sprechen wir dann auch gar nicht mehr über die Probleme. Wie mittelalterliche Nominalisten glauben wir (aus dem akademischen Milieu), wenn man nicht mehr über gender trouble spricht, gäbe es ihn nicht mehr – so „beobachten“ und überprüfen wir unsere Sprache. (Gefilmt und online verurteilt zu werden, gehört zu den normalen Situationen von Professoren, was vermutlich in Ordnung geht – hmm, vermutlich –, wenn es nicht auch noch die Energien der Studenten – soll ich jetzt schreiben Student*innen – bindet, die darüber manchmal die Welt da draußen vergessen.) Vor nicht allzu langer Zeit war es klar, dass die reale Realwelt sichtbar würde, wenn wir Konflikte zeigen, Klassenkonflikte, Gender- und Rassenkonflikte, in dem Moment, in dem wir deren Beziehungen verstehen. Aber – Moment – die reale Realwelt hört nicht auf und will auch noch das piepende Geräusch in einer Intensivstation sein, es ist der Tod in einer syrischen Ruine. Die wirkliche Welt besteht aus Abhängigkeiten, ein enormes Ausmaß an Abhängigkeiten und Verwicklung, Beteiligung, und andererseits das Gegenteil davon: Lose werden, verloren sein, keinen Kontakt haben.
Wenn ich Theaterstücke lese, die junge deutschsprachige Dramatiker geschrieben habe (wie ich es im Moment für eine Jury-Arbeit mache), gibt es da dieses enorme Weltunhaltigkeit, um es auf diesen merkwürdigen (vielleicht ungerechten) Begriff zu bringen. Zumindest empfinde ich es so. Ich höre sprechenden Blusen zu, die Genderfragen reflektieren, die ganz viele theoretische Debatten über Biopolitik jenseits jeglicher diskursiver Konsequenz erörtern, oder Texte über historische Fälle, weit weg, wo man wirklich nicht weiß, warum muss das heute erzählt werden. Keine Konsequenzen erwachsen aus irgendwelchen Handlungen, nichts ergibt sich, nur absurde Existenz. Oder aber ich habe es mit einem Stück voller Meinungen, Hate speech zu tun, ein wenig auffrisiert für einen Spoken-word-Auftritt oder einen Standup-Comedian, (der aber es gerade noch in sein Genre schafft, für einen Theaterabend etwas armselig), als ob eine ganze Generation kein Projekt hätte. Oder aber ich bin nicht in der Lage es zu sehen, zumindest was Dramatiker angeht, die gerade auf meinem Tisch gelandet sind. Es scheint sie zu vereinen, dass sie alle dem „gehobenen Bürgertum“ entstammen. (Wenn ich junge alternative Ökonomen treffe, ergibt sich ein ganz anderes Bild) Wenn ich nun junge britische Autoren lese, werden mir jede Menge Katastrophenplots geboten, apokalyptische anmutende Situationen – aber irgendwie sind sie nicht realistisch oder wirken eher wie Realitätsvermeidung. Es ist natürlich etwas heikel, so pauschalisierend über junge Autoren und Autorinnen zu sprechen, vermutlich mache ich es auch nicht besser, verglichen mit einer älteren Generation, und vielleicht ist es eben genau das, was man nach 30 Jahren neoliberaler Agenda bekommt. Es verliert sich einfach die Fähigkeit, die Dinge klar zu sehen, Interessen und Widersprüche zu benennen.
Möglicherweise zeigt es mir aber auch, um für Deutschland und Österreich zu sprechen, dass hier die „wirkliche“ Welt noch nicht angekommen ist, vielleicht wegen der für diese Länder (und vor allem für die reichen Leute dieser Länder) funktionierenden ökonomischen Politik der Merkel-Regierung, Austerität kombiniert mit einer aggressiven Exportpolitik, die auf einer ausbeuterischen Ökonomie beruht, die eine große Menge an Menschen für sehr wenig Geld arbeiten lässt. Wir haben eine gespaltene Gesellschaft, und niemand weiß mehr, was die „wirkliche“ Welt sein könnte, weil es zu viele wirkliche Welten da draußen gibt. Das Negieren und Abspalten von Fakten, die mit der eigenen Weltsicht in Konflikt geraten könnten, beginnt sehr früh, man braucht dafür gar nicht mehr so viel Hass. Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Leute keine anderen Lebensmodelle oder Lebenssituationen kennen als ihrer eigene (und wenn, dann bedroht es sie). Vielleicht hervorgerufen durch die Internetblase, vielleicht hervorgerufen durch diesen gewaltigen Narzissmus, der in diesen Tagen so stark zugenommen hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es notwendig ist, diese Geschichten die ganze Zeit zu erzählen, aber es stellt sich ja schon mal die Frage, ob es überhaupt noch möglich ist. Aber auch, ob es in anderen Zeiten wirklich so viel besser war.
Der von Dir gewünschten Prozess, die hassbereite Masse wieder in Individuen zu verwandeln, ist ein sicher perfektes Ziel für die Kunst, Kunst verstanden als Gespräch mit Individuen, während man gleichzeitig als Mensch unter Menschen zu existieren beginnt; aber ich fürchte, der Prozess der Entmenschlichung ist so groß, dass wir auch die Objekte zu umarmen beginnen müssen, aber nicht in einem kommerziellen Sinn. Wir müssen unsere Perspektive erweitern: Was heißt es, ein Mensch zu sein?
Woran hast Du wahrgenommen, dass unsere Zeitgenossen wachsamer werden, wenn es um Vertuschungen und Verfälschungen geht? Es stimmt, ein bisschen was geschieht in der Debatte um Fake News und Hackerangriffen bei Wahlen. Aber leider ist das, was in Deutschland hauptsächlich passiert, ein Generalverdacht gegen die Medien als „Lügenpresse“ von rechts. Das ist ein sehr heikler und stereotyper Vorwurf voller paranoider Vorstellung, ein ehemaliger Klassenkampf, der sich in einen Kulturkampf verwandelt hat, ein Elite-Bashing ohne Sinn und Verstand. Bei uns sitzt die extreme Rechte an diesem Tisch, auf dem das Schild Medienkontrolle platziert ist.
Der Kulturkampf würde ohnehin nicht reichen. Manchmal muss man einfach die Realität verändern. Wir als Autorinnen müssen diese neue Realität in unseren Konzepten und der Sprache und den Narrativen finden, ohne ein traditioneller Realist zu sein, weil das nicht mehr funktioniert in einer Welt der narrativen Kämpfe, der Sprachschlachten und dem ständigen Neuformatieren von Gegebenheiten – Rebranding – in einer Welt der mächtigen Imaginationen. Wir müssen uns neu verbinden.
Lichte Grüße aus einem dunklen, verregneten Berlin – muss ich zugeben –
Kathrin
Brief nach Glasgow versendet (Röggla an Kennedy)
Liebe A.L.,
es sind also – das entnehme ich Deinem Brief – zwei Dinge, die wir Autorinnen zu tun haben: Zunächst bessere Modelle für ein Überleben für die meisten zu schaffen, für die meisten und die sehr speziellen, all die Minderheiten, die wir für eine offene Gesellschaft brauchen – da wird es juristische Modelle und künstlerische geben, solche der Wahrnehmung und der sozialen Lernprozesse, solche, die den Protest organisieren und die Territorien des Alltagslebens wiedergewinnen – und manchmal müssen sie alle zusammenarbeiten.
Vor ein paar Wochen traf ich in Berlin auf eine weißrussische Künstlerin, Marina Naprushkina, die einen sozialen und künstlerischen Ort etabliert hat: „Neue Nachbarschaft Moabit“ mit Workshop-Angeboten (Kunst, Kochen, Sprache, Kino, Tanzen), der immerhin seit 3-4 Jahren existiert, jeden Tag nutzen und bespielen ihn 200-300 Leute. Es ist ein kleines Berliner Wunder, weil sie es ganz alleine etabliert hat, sie betreibt ihn bis zum heutigen Tag ohne öffentliches Geld, ohne Unterstützung von der Stadtregierung, nur mit der Hilfe der Nachbarn, die ihr von ihrem wenigen Geld spenden. Sie möchte auch gar nicht mit öffentlichen Institutionen interagieren. „Kein Staat!“, sagte sie auf dem Panel in der Akademie der Künste. Neben ihr saß eine andere Mitbegründerin einer grassroot-Organisation, die andere grassroot-Organisationen dabei unterstützen, wie man an öffentliches Geld kommt und politische Kontakte knüpft. Ein größerer Kontrast als zwischen den beiden ist vermutlich kaum zu finden innerhalb der Bemühungen, eine offene Gesellschaft herzustellen, die wir so sehr benötigen. Ich war ein bisschen mehr überzeugt von Marina, obwohl ihre Arbeit bei mir dieses bestimmte Gefühl erzeugte, sie hatte diesen bestimmten Geruch des „eine Sache einfach machen und es auch meinen“, dem ich normalerweise misstraue. Aber diesmal …
Die andere Sache, die wir machen müssen (wir Schriftstellerinnen), ist, ein wenig genauer zu definieren und zu überlegen, was Empathie heute sein kann, wenn sie hilfreich sein soll (in dieser affektiven Gesellschaft). Weil…. sie eben eine verrückte Angelegenheit ist! Gerade weil ich Dich jetzt persönlich getroffen habe, fühle ich mich dazu ermutigt, in diese Richtung zu blicken (die mir sonst mehr verdächtig scheint). Ich habe mit dem Nachdenken angefangen, indem ich ein Buch von Fritz Breithaupt Kulturen der Empathie gelesen habe, das mir zunächst erzählte, dass Empathie etwas sehr widersprüchliches ist. Ein ambivalenter Bewusstseinsprozess, das eigene Selbst mit dem von anderen zu verbinden, für Momente vorzutäuschen, dass man jemand anderer ist, was wir ja nicht können. Wir übertreiben Ähnlichkeiten in diesem Prozess, und wir müssen gleichzeitig verstehen, dass wir eben diese Personen nicht sind. (Sonst würden wir in Panik geraten.) Sicherlich keine leicht zu definierende Angelegenheit. Empathie kann ja auch „empathy with the devil“ sein, auch das Stockholm-Syndrom erzählt uns viel über Empathie, schreibt Breithaupt. Es ist eine hegemoniale Frage. Vielleicht brauchen wir jede Menge Empathieverfahren, eine Architektur der Empathie, wir müssen verstehen, dass Empathie politisch benutzt wird. Und wir müssen uns fragen, wann und warum und bei wem sie endet. Was sie braucht, um größer zu werden. Ein komplexer Prozess. Und: Sie ist immer mit Narration, Erzählung verbunden. (Breithaupt als Literaturwissenschaftler zieht diese Verbindung ganz klar). Man benötigt Erzählung, um Empathie zu entwickeln, und insofern eine Zeitlichkeit oder einen zeitlichen Rahmen. Und genau dieser zeitliche Rahmen ist das derzeitige Problem, denn in einer just-in-time-Welt gibt es kein Vor und Danach, alles wird auf dem Gegenwartshorizont nivelliert. Und: Man braucht ein klares Selbst (und Selbstbewusstsein), um Empathie… Aber während ich dies alles schreibe, komme ich mir genauso vor wie die von Dir beschriebenen akademischen Leute, die es immer ein bisschen besser wissen wollen, immer wachsamer sind, aber nicht fähig, irgendetwas zu tun. Ich selbst fühle mich im Moment besser, wenn ich solche Leute wie Marina Naprushkina oder andere treffe, die sich organisieren und nicht einfach nur reden. Gerade weil ich mit meiner Familie in einer eher ärmeren Nachbarschaft wohne, ehemals proletarisch, die zwar derzeit gentrifziert wird, aber sozial immer noch ganz gut organisiert ist (jede Menge nachbarschaftliche Organisationen, Elternzusammenschlüsse – die Schule ist voller Arbeit von Eltern, obwohl oder vielleicht weil 70 Prozent Transfergeldempfänger sind; Anmerkung Januar 2017: Hier war ich wohl zu euphorisch, was mir eine jüngste Elternversammlung klarmachte.) Ich kann die positiven Ergebnisse von zivilgesellschaftlicher Arbeit direkt sehen, aber weiß auch, dass eben genau diese Arbeit nur möglich ist in einem gewissen demokratischen, institutionellen Rahmen (mit all den hässlichen Institutionen), und da sind wir schon …
Liebe A. L., so ist das nun – wir sollten schreiben und ja, es wird zu wenig sein, dieses Gefühl wird immer bleiben. Das fühlt sich nicht sehr befriedigend an, das zu auszusprechen, aber alles andere wäre größenwahnsinnig (für eine Schriftstellerin) und insofern nicht sehr hilfreich. Es sind sicher keine abschließenden Worte für diesen Briefwechsel, aber vielleicht findest Du welche? Oder wir müssen sie gar nicht finden – anyway: Ich wünsche uns ein besseres 2017!
Kathrin
Brief nach Berlin versendet (Kennedy an Röggla)
Hallo mal wieder,
ja – hoffen wir auf ein besseres Jahr 2017. Und arbeiten wir daraufhin.
Ich finde diese neuen Angriffe auf die Empathie interessant. Zuerst gab es gar keine Wohltätigkeitsorganisationen, dann gab es welche, doch sie wurden ignoriert, dann wurden sie verspottet, dann attackiert – und jetzt sind wir in dem Stadium, wo allein die Möglichkeit, überhaupt jemals irgendwem zu helfen, von repressiven Kräften negiert und von progressiver Seite mit zunehmendem Selbstzweifel darauf reagiert wird. Offenbar konzentriert sich die Diskussion nun auf das Mitgefühl.
Mitgefühl wird von unseren Eliten schon seit geraumer Zeit ignoriert – wenn man zum Beispiel die Summen, die von Öffentlichkeit und Nichtregierungsorganisationen bei kleineren und größeren Tragödien aufgebracht werden, mit den korrupten, korrumpierenden oder widersprüchlichen Bemühungen der Regierung vergleicht. Inzwischen wird jede Form der Empathie als Schwäche oder Dummheit dargestellt – dabei ist sie der Schlüssel.
Mitgefühl ist der Meißel, der die Mauer einreißt. Wir wissen alle, dass Kunst Mitgefühl erzeugt, und dass längere Ausdrucksformen wie der Roman sehr gut in der Lage sind, es zu erwecken. Wir wissen, dass die »fiktive Realität« und die vergifteten Erzählungen der Mainstream-Medien das Mitgefühl manipulieren und mindern wollen. Und doch sind wir dazu fähig – es funktioniert immer – wir sind Lebewesen, die sich in einer Gruppe sicher fühlen wollen. Entweder lassen wir uns einreden, dass unsere Gruppe sehr klein und ganz großartig sei, oder wir stellen uns der Herausforderung namens Empathie für unsere Gattung, Beschäftigung mit unserer Gattung, Verständnis für unsere Gattung. Gute Journalisten, Politiker mit Visionen und Mitgefühl (sollte es die geben), unabhängige Führungspersönlichkeiten, Schauspieler, Denker, Berichterstatter, schöpferisch Tätige – sie alle helfen bei dieser Aufgabe.
Es ist absolut legitim, beispielsweise zu sagen, dass es unlogisch sei, Geld in ein schönes Lebensende für sterbenskranke Patienten zu stecken und ihnen und ihren Angehörigen und Freunden den Abschied zu erleichtern. Dieses Geld könnte besser in weitergehende Forschungen investiert werden. Wichtig ist aber, dass die Patienten selbst oder ihre Angehörigen uns erlauben, uns einfühlsam mit den umfassenderen Problemen auseinanderzusetzen, und recht oft sagen sie dann: »Ich werde sterben, aber Sie können anderen helfen, die noch nicht gestorben sind.« Oder: »Unser Kind ist tot, doch andere Kinder können gerettet werden – helfen Sie uns. Begreifen Sie unseren Schmerz und unseren Wunsch, andere davor zu bewahren.« Das kann sehr überzeugend sein.
Ich glaube, unsere Freiheit als Künstler, womöglich nicht das Maximum an Geld zu verdienen, aber gute Arbeit zu leisten, das Rad weiterzudrehen, kann als lebendiges Beispiel für andere Berufe dienen, als mögliche hilfreiche Haltung für andere arbeitende oder nicht arbeitende Menschen. Im Augenblick ist das Existenzmodell in Großbritannien (und anderen Ländern) das der Buna-Werke von Monowitz, des »Jahres Null« im Kambodscha der Roten Khmer, von Jonestown und anderen so grauenhaften Orten und Zeiten. Wenn du nicht arbeitest oder arbeiten kannst, erfüllst du keinen Zweck. Wenn du nicht gehorchst, hast du keinen Wert. Wenn du nicht widerwärtigen politischen oder ökonomischen Zielen dienst, bist du entbehrlich. Viele Menschen wurden gezwungen, das zu akzeptieren, oder sie sind einfach zu gestresst oder verängstigt oder erschöpft, irgendwas anderes zu tun als sich weiter mitzuschleppen – und in einem solchen Moment wirken Gebilde der Fantasie, Augenblicke der Freiheit, neue Lebensformen vielleicht frivol und unmöglich, doch sind sie zugleich wertvoller denn je. Ein Sinneswandel, der Herz und Kopf erfasst, kann alles verändern. Ich glaube, die Pläne und Projekte, die Sie beschreiben, sind Teil einer solchen Veränderung.
Bei uns in der Kunst geht es immer um kleine Sinneswandel. Um kleine, inwendige, unsichtbare Veränderungen, die alles wandeln. Darum besitzen wir ungeheure Macht, doch die scheinen wir vergessen zu haben. Wir leben in sehr düsteren Zeiten, und womöglich werden wir selbst sie nicht überleben, doch indem wir für die Zukunft arbeiten, können wir unsere Kinder und Enkel retten, und die Kinder von Fremden. Was auch ein Akt des Mitgefühls ist, finde ich.
Gehen wir also ins Dunkel, aber gemeinsam.
Ich schließe mit einem wunderbaren Brief von E. B. White – dieser Brief allein würde ihn qualifizieren, ein Schriftsteller, ein Künstler, ein Mensch genannt zu werden …
North Brooklin, Maine
30. März 1973
Lieber Mr. Nadeau:
So lange es einen aufrechten Mann oder eine mitfühlende Frau gibt, so lange kann sich die Ansteckung ausbreiten, und die Szenerie ist noch nicht verzweifelt. Hoffnung ist alles, was uns in schlechten Zeiten bleibt. Ich werde am Sonntag aufstehen und die Uhr aufziehen, als mein Beitrag zur Ordnung und Standhaftigkeit.
Es gibt so eine Redensart der Seeleute über das Wetter: sie sagen, das Wetter sei ein großer Täuscher. Ich würde sagen, das gilt so auch für die menschliche Gesellschaft – die Lage kann düster scheinen, dann zeigt sich plötzlich ein Riss in den Wolken, und alles verändert sich, manchmal ganz plötzlich. Es ist nicht zu übersehen, dass die menschliche Rasse das Leben auf diesem Planeten erstaunlich gründlich vermasselt hat. Doch als Menschen tragen wir wahrscheinlich Samen der Güte in uns, die lange schon darauf warten aufzugehen, wenn die Umstände günstig sind. Die Neugier des Menschen, seine Hartnäckigkeit, sein Erfindungsgeist, seine Raffinesse haben ihn tief in die Bredouille geführt. Wir können nur hoffen, dass dieselben Eigenschaften ihm auch wieder heraushelfen werden.
Halten Sie Ihren Hut fest. Halten Sie Ihre Hoffnungen fest. Und ziehen Sie die Uhr auf, denn morgen ist ein neuer Tag.
Mit aufrichtigen Grüßen,
(unterzeichnet »E. B. White«)
In Freundschaft und Solidarität und Schöpfergeist,
Ihre ALK